Audioguide

Mit unserer neu entwickelten Audioführung möchten wir Ihnen ergänzende Informationen, Hintergründe und Gedanken zu unserer Dauerausstellung bieten. Erzählungen, Briefe und historische Dokumente öffnen das Tor zur Vergangenheit. Sie ermöglichen einen Blick auf die Gefühlslage der Betroffenen, auf das Selbstverständnis der Ärzte in der NS-Zeit, aber auch auf das Verhalten des Pflegepersonals. So soll versucht werden, die geschichtlichen Geschehnisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu erfassen. Fragen laden zum Nachdenken ein – über die Vergangenheit und ihre Bedeutung für die Gegenwart.

Sie können den Audioguide entweder am historischen Ort als Hörführung nutzen oder ihn
online jederzeit und von überall anhören, zum Beispiel als Vor-oder Nachbereitung eines Gedenkstättenbesuches.

Der Audioguide ist kostenlos unter folgendem Link abrufbar:

https://www.museum.de/m/45018

oder anhand eines OR-Codes:

Der Audioguide wurde gefördert von

Buchveröffentlichung: DER VERBAND.

Am 14.4.2021 erschien im Verlag Beltz Juventa die Studie DER VERBAND. Anstaltsfürsorge zwischen Rassenhygiene, Bereicherung und Kommunalpolitik (Oldenburg 1924-1960).

Im Auftrag der Gedenkstätte Wehnen und des Fördervereins internationales Fluchtmuseum e.V. hat der Historiker Ingo Harms die finanziellen Zusammenhänge zwischen dem Hungertod der Patienten in den oldenburgischen Anstalten und dem Vermögen des Landesfürsorgeverbandes, des heutigen Bezirksverbandes Oldenburg, untersucht. Grundlage dieser Studie ist die Quellenarbeit der Forschungsstelle Geschichte der Gesundheits- und Sozialpolitik (Universität Oldenburg 2005 – 2016).

Hauptsächliches Leitmotiv der Krankenmorde, so das Forschungsergebnis, war nicht die Doktrin vom „lebensunwerten Leben.“ Vielmehr verfolgte der Landesfürsorgeverband gemäß dem Aufruf von Reichsinnenminister Frick zur „Ressourcengewinnung durch Mittelverweigerung“ eine systematische Reduktion der Pflegekosten. Während Hunderte von Patienten starben, bildete der Verband ein Millionenvermögen und investierte in den Aufbau völkischer Kultur und die Modernisierung der Energieversorgung und Landwirtschaft. Unter anderem gründete er 1940 mit zwei Millionen Reichsmark die Ferngas Weser-Ems GmbH, aus der die heutige EWE hervorging. Weitere Profiteure waren u.a. die Heil- und Pflegeanstalt Wehnen, das Museumsdorf Cloppenburg, die NS-Kultstätte Bookholzberg, das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg und die regionale Fleischmehlfabrikation. Andererseits wurden auch Einrichtungen der Gehörlosenförderung, Tuberkulosehilfe und Kindererholung finanziert.

Die Studie beeindruckt besonders durch die Darstellung einer radikal auf Kostenreduktion und Kapitalbildung fokussierten Fürsorgebürokratie. „Die Vernachlässigung der Patienten war nicht die Folge, sondern die Voraussetzung für die Vermögensbildung,“ fasst Dr. Harms zusammen. Parallelen zur modernen Form der Krankenhausprivatisierung seien unübersehbar. „Die Ökonomisierung der Gesundheitsdienste steht im direkten Konflikt mit den Interessen der PatientInnen,“ resümiert der Autor seine historische Erkenntnis.

Film: Nebel im August

NEBEL IM AUGUST

ein Film über die NS-Krankenmorde
von Kai Wessel, Deutschland 2016
im Auftrag der Gedenkstätte Wehnen aufgeführt im Cine-K

Sonntag, 30. August 2020, Beginn 16.30 Uhr
Eintritt frei (Spenden erwünscht)

Am Schicksal des 13jährigen Ernst Lossa werden die NS-Hungermorde in deutschen Anstalten auf dramatische Weise sichtbar. 1942 entwickelte der Leiter der Anstalt Kaufbeuren, Valentain Faltlhauser (1876-1961), eine spezielle Diät: „Die Patienten verhungern, während sie essen,“ sagt die Filmfigur (Sebastian Koch). Solche Tötungsmethoden herrschten in Oldenburg-Wehnen seit 1936.

Die historische Wahrheit dieser fiktiven Geschichte liegt nicht nur in der Person von Ernst Lossa, sondern in den Schicksalen zehntausender von Anstaltspatienten. Während sie verhungerten, flossen die Pflegegelder in die Taschen von Unternehmen, Verbänden und Heimatvereinen. Eine Untersuchung über die Profiteure der Hungermorde wurde von der Gedenkstätte Wehnen in Auftrag gegeben. Der Autor der Studie, Dr. Ingo Harms, steht nach dem Film für eine Diskussion zur Verfügung. Unter anderem präsentiert er Auszüge aus der Krankenakte von Ernst Lossa, dem tragischen Helden dieses Films (siehe auch: www.cine-k.de).

Wir danken dem Team des Cine-K!

Veranstaltung im Rahmen des Nationalen Gedenktages

Am Sonntag den 12. Januar 2020 wird im Cine k der Film „Ich werde nicht schweigen“ aufgeführt:
Spielfilm von Ester Gronenborn, 89 Min., Deutschland 2016
Veranstaltung des Medienbüro Oldenburg e.V. und der Gedenkstätte Wehnen
Karten/Reservierungen: 0441-2489646 oder unter www.cine-k.de


Filmvorführung und anschließende Diskussion mit Dr. Ingo Harms über die Opfer der NS-Krankenmorde im Oldenburger Land.

Oldenburg, 1949: Die Kriegswitwe Margarete Oelkers hat die ihr zustehende Witwenrente noch immer nicht erhalten. Als sie auf dem Amt ihrer Frustration nachgibt und randaliert, wird sie vom Amtsarzt mit der Diagnose Schizophrenie in die Heil- und Pflegeanstalt Wehnen eingeliefert. Hier wird sie mit fragwürdigen Methoden therapiert und erst ein Jahr später entlassen. Margarete kämpft für ihr Recht und kommt dabei schrecklichen Verbrechen aus der Zeit des Nationalsozialismus auf die Spur.

Offene Führungen 2020

Auch im neuen Jahr bieten wir weiterhin am letzten Freitag eines Monats um 16:00 Uhr eine offene Führung an: Kostenbeitrag: 5,00€. Um eine verbindliche Voranmeldung wird gebeten (Telefon: 0441 9992770 oder E-Mail: buero at gedenkkreis.de).

31. Juli 2020

28. August 2020

25. September 2020

30. Oktober 2020

27. November 2020

18. Dezember 2020

Die Mindestteilnehmerzahl beträgt 10 Personen.

Treffpunkt ist die „Alte Pathologie“, Hermann-Ehlers-Straße 7, 26160 Bad Zwischenahn. Die Führung dauert etwa 2 Stunden.