Krankenmord in Kloster Blankenburg – Thema eines Schülerprojekts 2014 bis 2018

Mit Schülerinnen und Schülern der Freien Waldorfschule Oldenburg hat der
Gedenkkreis Wehnen eines der ungewöhnlichsten Forschungsprojekte
durchgeführt, die es zum Thema NS-Verbrechen jemals gab. Vier Jahre lang
arbeitete eine Schulklasse unter der Leitung ihres Geschichtslehrers Christian
Hauck-Hahmann und mit Unterstützung des Medizinhistorikers Ingo Harms,
wissenschaftlicher Berater der Gedenkstätte Wehnen, an der Frage, wo die
Blankenburger Kinder beerdigt wurden.

Die Opfer der Krankenmorde in Kloster Blankenburg waren überwiegend
minderjährig. Da sie aus dem Gertrudenheim stammten, einer Aufnahmeanstalt
für geistig behinderte Kinder, hat sich im Sprachgebrauch das Wort von den
„Blankenburger Kindern“ erhalten, auch wenn fast die Hälfte der Opfer schon
volljährig waren.

Die jungen Forscherinnen und Forscher standen vor dem Problem, die Gräber
aufzufinden, die über alle Oldenburger Friedhöfe verstreut liegen. Dazu musste
erst einmal eine genaue Namens- und Geburtsdatei angelegt werden. Es ergab
sich eine Zahl von 103 verstorbenen Patienten. Aber welche davon waren eines
gewaltsamen und welche eines natürlichen Todes gestorben? Die Frage wurde
nach eingehender Diskussion so geklärt, dass sich angesichts der
unmenschlichen Bedingungen, unter denen alle Patienten litten, das Wort
„natürliche Todesumstände“ ad absurdum führt.

Monatelang arbeiteten die Schulklasse in Gruppen an den Einzelfällen, bis
geklärt war, dass man 52 der Verstorbenen auf dem Neuen Friedhof in
Oldenburg in unkenntlich gemachten Gräbern bestattet hatte. Jahre dauerte es
dann, um in zähen Verhandlungen mit den kirchlichen Gremien eine würdige
Kenntlichmachung des Gräberfeldes durchzusetzen.

Nach einer feierlichen Einweihung im Januar 2018 veröffentlichten die jungen
Forscher einen Untersuchungsbericht (Autor: Ingo Harms). Inzwischen hatten
sie das Abitur abgelegt. Der Bericht ist als Druck in kleiner Auflage an die
Schülerinnen und Schüler verteilt und auf der Webseite der Universität
Oldenburg aufgenommen worden.

Titelbild des Untersuchungsberichtes

Einzelheiten über die Blankenburg-Forschungen enthält ein Fernsehfilm des
Senders Oeins aus der Reihe „Forum Geschichte“ vom 30.3.2018.

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