Die nationalsozialistische „Euthanasie“ in Oldenburg – ein Bericht

Der von 120 Leuten besuchte Vortrag beginnt mit der Vorstellung des Gedenkkreises Wehnen e.V. durch die Vorsitzende Frau Gertrud Knöttig.

Der Gedenkkreis wurde nach der Veröffentlichung des Buches von Ingo Harms „Wat mööt wi hier smachten“ gegründet und besteht als eingetragener Verein seit Mai 2003.
Bisher erreicht wurde die Errichtung der Gedenkstätte und des Mahnmals auf dem Gelände des Landeskrankenhauses Wehnen. Weiter besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt „Euthanasie im Raum Oldenburg“ der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
Das nächste Ziel ist die Trauer- und Gedenkanlage auf dem Ofener Friedhof, den hier wurden mehr als 1000 Opfer der Euthanasie verscharrt.

Harms berichtet über die Verbrechen während der NS-Zeit im damaligen Oldenburger Land. Er konzentriert sich auf die Verbrechen und Morde an Kranke und Ausgegrenzte.
Durch Verhaltensauffäligkeiten oder Denunziationen konnte jeder in einen individuellen Verdacht geraten. Im damaligen Oldenburger Land standen die verantwortlichen Gesundheitsämter in Wilhelmshaven, Jever, Brake, Westerstede, Delmenhorst, Cloppenburg, Vechta, und Oldenburg. In all diesen Ämtern gab es willige Helfer dieser unmenschlichen Medizin und das schon Jahre vor dem „Gnadentoderlass“ (01.09.1939) von Adolf Hitler.
So wurden zum Beispiel tausende Bürger zwangsweise unfruchtbar gemacht, das heißt: klinisch verletzt und verstümmelt und mancher Patient ist daran durch Nachlässigkeit der Chirurgen verstorben.
Einer der Täter war Dr. Eden, damals Arzt in den Städtischen Krankenanstalten Oldenburg, nachdem noch heute eine Straße in Oldenburg benannt ist.

Die Grenzen zwischen Misshandlungen, Unfruchtbarmachungen, medizinischer Nachlässigkeit, pflegerischer Vernachlässigung und „Euthanasie“ waren fließend. Eine entscheidende Voraussetzung zur Senkung von Hemmschwellen war der brutale Umgang mit den Patienten, an dessen Ende die Krankentötung stand.
Ab Mitte der 1930er Jahre wurden in vielen Heimen und Anstalten arbeitsunfähige Menschen von den anderen getrennt und auf Hungerkost gesetzt. Viele mussten sterben. Wehnen gehörte zu den Vorrei-tern dieses Massenmordes.

Es ist erwiesen, dass tausende Menschen, Erwachsene und Kinder, dieser Katastrophe nicht nur in der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Wehnen, sondern auch in Kloster Blankenburg und im Gertru-denheim zum Opfer fielen.

Im damaligen Oldenburger Land gab es während der Zeit des Nationalsozialismus keinen nennens-werten Widerstand der Ärzteschaft, Kirche oder Verwaltung gegen diese „Medizin“.

Auch das alles gehört, wie Frau Knöttig bemerkte, zur Geschichte unserer Region.

Den Opfern ihre Würde zurückgeben, den Angehörigen einen Ort des Erinnerns und der Trauer zu geben, das will der Gedenkkreis Wehnen.

r