Der andere Müller vom Siel – Rückblick

Die Veranstaltung „Der andere Müller vom Siel“ am 25. Mai war sehr gut besucht.
Nach der Begrüßung durch den Direktor des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg Prof. Dr. Rainer Stamm hielt Stefan Buss ein Grußwort.

Buss, seit 2009 Anreger und Betreiber des Projektes einer Sichtbarmachung des ganzen Müller vom Siel, stellte die durch das Landesmuseum / Oldenburg und die Sammlung Prinzhorn / Heidelberg zu Stande gekommene Ausstellung als gelungenen Versuch dar, erstmals den über 75 Jahre nach der Nazizeit nicht wirklich wahrgenommenen, auch danach nicht gewürdigten Maler und den in der Anstalt Wehnen zu Tode gehungerten Menschen umfänglich sichtbar zu machen. Zudem lud er für die Evangelisch-Lutherische Akademie / Oldenburg zu einem Symposium am 5. Juli 2014 in das Oldenburger Schloss ein. Bei dieser öffentlichen Veranstaltung wird es um den Maler in seiner Anstaltszeit und um die Aufarbeitung seiner weitgehenden Unsichtbarkeit in den vielen Jahrzehnten danach gehen.

Anschließend gab Dr. Thomas Röske, Leiter des Museums Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinik Heidelberg Erläuterungen zu den in Wehnen entstanden Werken des Malers: Georg Müller vom Siel ist bekannt als äußerst produktiver Landschaftsmaler. Seine Hauptschaffenszeit lag um 1900, als er in Dötlingen lebte und unzählige Bilder der dortigen Landschaft malte.

1909 wurde Georg Müller vom Siel mit der Diagnose Schizophrenie in die damalige Heil- und Pflegeanstalt Wehnen eingewiesen. Dort setzte er sein künstlerisches Schaffen fort, soweit das möglich war. Sein Stil änderte sich jedoch tiefgreifend und wurde in der NS-Zeit nicht als Kunst wahrgenommen. So sind viele Bilder verschollen, wahrscheinlich vernichtet. Es ist der Witwe eines Arztes zu verdanken, dass viele der ausgestellten Werke erhalten blieben, ergänzt durch Bilder aus der Prinzhorn Sammlung Heidelberg. Das Oldenburger Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte zeigte jetzt erstmals Bilder aus der Zeit von 1909 – 1939, entstanden in Wehnen. Wie bereits bekannt, starben in der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen viele Patienten durch Nahrungsentzug, es wird davon ausgegangen, dass auch Müller vom Siel den Hungertod erlitten hat.
Der Landschaftsmaler Georg Müller vom Siel erhielt jetzt endlich die Anerkennung als Künstler unserer Region, der in seinem Schaffen seiner Zeit weit voraus war.
Sehen Sie hier einige Fotos vom 25.05.2014.