Nach dem Vortrag: Bethel in der NS-Zeit.

Der Vortrag in der Landesbibliothek Oldenburg
Bethel in der NS-Zeit. Die verschwiegene Geschichte,
hat zu einer regen Diskussion geführt.
Betroffenheit breitete sich aus, als die Referentin, die Juristin und Buchautorin Dr. Barbara Degen aus Bonn, von einer bislang unbekannten hohen Sterblichkeit unter den Kleinkindern des Betheler Krankenhauses Sonnenschein berichtete, die mehr als 2000 Opfer gefordert habe.
Sie leitete daraus ab, dass der Widerstand Pastor Bodelschwinghs gegen die NS-Krankenmorde ein Mythos sei. In Wahrheit, so Frau Dr. Degen, habe der Leiter der Betheler Anstalten von Beginn an kooperiert. Er sei von der Notwendigkeit rassenhygienischer Maßnahmen überzeugt gewesen. Seine vermeintliche Hinhaltepolitik unter dem Motto „Loyal, aber elastisch“ könne man in beide Richtungen auslegen, je nachdem, wem seine Loyalität gehörte.

Die Haltung Bethels nach dem Krieg bestätigt Frau Dr. Degens Thesen. Zahlreiche NS-Verbrecher fanden dort Aufnahme.
Ihrer Aufzählung konnte der Oldenburger Arzt Fritz Cropp, dem für hundertfachen Mord an den jüdischen Patienten der Heil- und Pflegeanstalten verantwortlichen Ministerialrat des Reichsinnenministeriums, zugefügt werden. Ihm bot die Dynastie Bodelschwingh Unterschlupf bis zur politischen Restauration der 50er Jahre.
In der Diskussion wurde der Forschungsbedarf zur Beteiligung von Diakonie und Kirche an den Krankenmorden betont.
Bethel, so hieß es, habe die Botschaft verstanden und ein Forschungsprojekt angekündigt. Damit sind andere regionale Einrichtungen wie etwa die Landeskirche und das Diakonische Werk Oldenburg nicht aus der Pflicht entlassen, auch ihre Beteiligung an den Krankenmorden aufzuklären.

Dieser Vortrag war der letzte unserer Vortragsreihe im 1. Halbjahr 2015, die vom Förderverein Internationales Fluchtmuseum e. V., dem AStA der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und der Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten unterstützt wurde.

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